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Erziehung als Regelungsprozeß

Von Cube benutzt die Kybernetik, um eine allgemeingültige Struktur für alle Lehr- und Lernvorgänge zu entwickeln. Er modelliert den Erziehungsprozeß als einen kybernetischen Regelungsprozeß, wie er in Abbildung 3 dargestellt ist, und definiert so ``Erziehung [...] als Steuerung von Lernenden auf ein im Ziel vorweggenommenes Verhalten ...''.([Martial], S. 76)

  

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Abbildung: Der Erziehungsprozeß als Regelkreis ([Martial], S.76)

Betrachten wir die einzelnen Komponenten des Regelkreises etwas genauer:


Der Soll-Wert ist das Lernziel, das durch Maßnahmen des Erziehers in der Interaktion mit dem Lernenden erreicht werden soll. Das Lernziel ist dem Erzieher bekannt und eine Grundlage für sein Agieren innerhalb des Regelungsprozesses. Es steht jedoch außerhalb des eigentlichen Regelkreises.


Als Regler wirkt der Erzieher, der die Lehr- bzw. Erziehungsstrategie entwirft, umsetzt und eventuell ändert, um das Lernziel zu erreichen. Er wählt dabei aus Medien und Methoden, im Hinblick auf den Sollwert - das Lernziel - und des Lernenden, aus.


Als Stellglied wirken Medien (Filme, Experimente, Texte, usw.) oder Personen (z.B. Lehrer oder Mitschüler, die agieren oder berichten). Die Stellglieder werden im Rahmen der Lehrstrategie benutzt, um gewisse Effekte bei der Regelgröße, dem Lernenden, zu erreichen.


Die Regelgröße ist der Adressat der Lehrstrategie, der Lernende. Er wird durch die Stellglieder beeinflußt. Im Hinblick auf ihn wählt der als Regler agierende Erzieher die Lehrstrategie, die zum Lernziel führen soll. Der Adressat unterliegt aber neben der durch die Steuerglieder ausgeübten Steuerung noch anderen Einflüssen, den Störgrößen und den Nebenwirkungen.
Als Störgrößen sind ``alle vom Erzieher nicht vorhersehbare Einflüsse zu verstehen, denen der Adressat ausgesetzt ist'' ([Martial], S. 84). Dies können einerseits von außen kommende Einflüsse (Mitschüler, Bücher) oder innere Voraussetzungen (Müdigkeit, Stimmung) sein.
Ein weitere Wirkung auf den Adressaten kann durch Nebenwirkungen, die definiert sind als ``von Medien und Steueroperationen ausgehende Wirkung [...], die außer den für die Zielerreichung relevanten Wirkungen auftreten''
([Martial] S.85), entstehen. Gemeint ist damit beispielsweise der Effekt, daß beim Einsatz von Gruppenunterricht nicht nur die geplante Förderung der Kooperationsfähigkeit erreicht wird, sondern auch bei einzelnen Schülern eine Anpassung an die Gruppe. ([Martial], S. 85)


Ob der Lernende das Lernziel erreicht hat, wird vom Meßfühler, der Lernkontrolle, an den Regler gemeldet. Der Meßfühler stellt die Rückkopplung zum Regler her. Die Lernkontrolle kann in vielerlei Form geschehen, und kann den Regler dazu veranlassen, die Lehrstrategie zu ändern. Auch zwischen Meßfühler und Adressat kann eine Rückkopplung stattfinden, durch die der Lernende eine Mitteilung über seinen Lernzustand erhält.




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Sam Sep 23 13:12:24 CEST 2000