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Drei Typen von Lernprozessen

Beim menschlichen Lernen unterscheidet von Cube drei unterschiedliche Formen. Aus diesen Unterschieden und den Aussagen der Informationstheorie entwickelt er Analyse- und Optimierungsverfahren für Lehrstrategien, wie ich sie im nächsten Abschnitt skizzieren werde.


Der Begriff des Zeichens, der im folgenden auftaucht, ist sehr allgemein als ``Träger von Bedeutung'' zu verstehen ([Cube68], S. 37ff). Als Text ist dementsprechend nicht nur ein schriftlicher Text zu verstehen, sondern jede Folge von Zeichen.
Ausgehend von einigen Annahmen über die Fähigkeiten eines Lernenden (Kapazität des Kurzspeichers, Fähigkeit zur Superzeichenbildung, usw.) (siehe dazu [Cube68], S. 123), beschreibt von Cube folgende drei kybernetischen Lernprinzipien ([Martial], S.79ff):

  1. Das Wahrscheinlichkeitslernen
    Dies beschreibt einen Prozeß beim Erwerb des Zeichenvorrates, bei dem der Adressat lernt, wie häufig Zeichen oder Zeichenkombinationen auftreten. Dabei werden die subjektiven Erwartungen an die objektiven Wahrscheinlichkeiten angepaßt.siehe Wir nutzen die Ergebnisse des Wahrscheinlichkeitslernens immer dann, wenn wir ``aus dem Kontext schließen''.siehe
    Die Grundvoraussetzung für das Wahrscheinlichkeitslernen ist die Fähigkeit des Lernenden, die relativen Häufigkeiten, mit denen bestimmte Zeichen und Zeichenfolgen auftauchen, schätzen zu können.
  2. Speicherung
    Damit ist die Aufnahme von Information ins Gedächtnis gemeint. Wie oben beschrieben, wird dies als Abbau von Information oder Erzeugung von Redundanz interpretiert.
  3. Superzeichenbildung
    Superzeichenbildung ist die Bildung größerer Informationseinheiten aus einzelnen Zeichen. Ein Beispiel hierfür ist das Erkennen eines Wortes als Ganzes und nicht als Folge von einzelnen Buchstaben oder ordnungstiftende Einteilung in der Biologie (Esel, Huftiere, Säugetiere).
    Superzeichen können durch verschiedene gedankliche Operationen gebildet werden. Klassenbegriffe, Gesetze, Strukturen sind Superzeichen, die durch Stiftung von Ordnung und Sinnerfassung gebildet werden.


    Durch die Bildung von Superzeichen wird die Information, die aufgenommen werden muß, verringert. Die Information eines Superzeichens ist geringer als Summe der Information alle seiner Komponenten und kann somit schneller gelernt werden.siehe


Die hier beschriebene Redundanztheorie beschreibt einerseits Eigenschaften des Lernenden, wie die Fähigkeit Superzeichen zu bilden oder die Wahrscheinlichkeiten einzelner Zeichen zu schätzen, und stellt andererseits grundlegende Lernvorgänge aus Sicht der Redundanzerzeugung dar.


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Sam Sep 23 13:12:24 CEST 2000