Merkwürdiges - Sitten und Bräuche in Norken

Um dem interessierten Leser einen tieferen Einblick in die Lebenswelt des Westerwälders zu bieten, möchet ich hier einige Bräuche beschreiben, die in meinem Heimatort Norken gepflegt wurden oder immer noch veranstaltet werden.

Die Texte sind aus der Dorfchronik des Ortes übernommen. Die Chronik enthält eine umfangreiche Beschreibung der primitiven Riten, und ist Gegenstand zahlreicher anthropologischer Dissertationen gewesen, die die Vorstellung über die Stellung des Homo sapiens innerhalb der Primaten sehr kritisch beschreiben.

Die Quellen der Chronik wurden 1945 von den amerikanischen Alliierten beschlagnahmt und befinden sich nun - größtenteils unter Verschluß - in der Library of Congress in Washington, USA.

Äschedöpper werfen

Am Aschermittwoch wurden die Äschedöpper geworfen. Die Jungen des Dorfes warfen in der Regel im Schutze der Dunkelheit alte irdene Töpfe und später Flaschen vor die Haustüren der verschiedenen Häuser.

Wer im Dorf nicht so sehr beliebt war, oder aber wer sich über die Äschedöpper ärgerte, war besonders Zielscheibe der Dorfjugend. Manchmal konnten sich die Jungen nur durch eilige Flucht vor den erbosten Hauseigentümern retten, wenn diese schon Verdacht geschöpft hatten und dem teilweise nicht so gern gesehenen Besuch auflauerten. Manchmal wurden die Flaschen auch auch die Klinke der Haustüre gestellt. Wenn die Türe ahnungslos geöffnet wurden, fielen die Äschedopper klirrend herunter.

Wie der Brauch entstanden ist und welche Bedeutung er in früheren Jahren hatte, ist nicht bekannt. Er wurde noch bis in die fünfziger Jahre fleißig ausgeübt, dann immer weniger. Eine mögliche Erklärung: Bei dem Werfen der Äschedöpper wurden oft Türen beschädigt und da dieses mit der Zeit immer teurer wurden, wäre auch das Beschädigen der Türen teurer geworden.


Henerschminches Kall mit einer neuen Technik
Eierschibbeln



Ein alter Brauch, der in den letzten Jahren durch Fernsehen und Radio weithin bekannt wurde ist das Eierschibbeln an Ostern. Nach der Dorfüberlieferung ist dieser Brauch seit über 100 Jahren in Norken bekannt. Woher er kommt und wie er entstanden ist, kann nicht mehr festgestellt werden. Vielfach wird angenommen, daß ein Zugezogener oder eine Handwerksbursch, vermutlich aus Thüringen, diesen Brauch mitgebracht hat.

Das Eierschibbeln wird seit den sechziger Jahren von dem damals eigens gegründeten "Schibbelklub" durchgeführt. Geschibbelt wird auf dem "Schibbelrain", einer leicht abfallenden Wiese in einem kleinen Waldstück, etwa 500 Meter vom Dorf entfernt. Schon lange vor dem Osterfest werden in Norken die Haushalte nach den geeigneten Ostereiern durchgesehen, denn "Schibbeleier" und "Setzeier" braucht man, um am Eierschibbeln teilnehmen zu können.

In der Mitte des Schibbelrains werden im Abstand von dre Zenitimetern etwa drei Meter lange Schibbelstöcke - dünne Leisten - nebeneinander schräg in den Boden gesteckt. Über diese beiden Stöcke werden die Schibbeleier "geschibbelt", abgerollt. Wo dieses Schibbelei zum Stehen kommt, wird ein zweites Ei, das sogenannte Setzei hingelegt. Trifft beim schibbeln der Teilnehmer mit seinem Schibbelei ein Setzei, so vermerkt dies der Wettkampfleiter. Wer am Ende des Schibbelns die meisten Treffer erzielt hat, ist Schibbelkönig oder -Königin.

Am Ostermontag ist jeweils das Eierschibbeln für Kinder. (Dann wird das Trinken der Erwachsenen nicht mehr von dem dummen Eier auf den Stock legen gestört, und man kann sich ganz dem liebsten Hobby des Waldmenschen hingeben - dem Verzehr von gegorenem Gerstensaft.)


Kuckuck holen

Am ersten Mai oder auch an Pfingsten zog die Dorfjugend aus, den "Kuckuck" zu holen. Man wanderte durch den grünenden Nauberg entweder zur "Morgensonne" einer Gaststätte im Wald zwischen Nister und Atzelgift oder durch die Hardt nach Korb.

Dort wurde dann gemütlich zusammengesessen und gegen Abend zog man - vom Bier leicht beschwert und mit frischen grünen "Birkenreisern" geschmückt - ins Dorf zurück- Hier wurde dann ausgiebig weiter gefeiert.

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