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Einleitung

Warum istWahrnehmung ein wichtiger Begriff in einem Seminar, das den Titel ``Kultureller Wandel und Medientechnologie'' trägt? Um sich dieser Frage zu nähern, sollte man sich darüber bewußt werden, daß unsere Wahrnehmung eine Schnittstelle zu unserer Umwelt ist. Sie ist, neben dem Stoffwechsel, die wichtigste Schnittstelle nach außen.
Wahrnehmung ist damit auch die Schnittstelle zwischen Medien und uns, sie vermittelt zwischen dem Medium und uns. Um die Wirkung von Medien zu analysieren, ist eine Kenntnis unserer Wahrnehmung hilfreich, wenn nicht sogar zwingend notwendig.

Klassischerweise gehören Fragestellungen rund um unsere Wahrnehmung in die Philosophie und dort in die Erkenntnistheorie. Eine wichtige Kernfrage in der Erkenntnistheorie lautet: ``Wie ist der Zusammenhang zwischen unseren Sinneseindrücken, unserer Wahrnehmung und der tatsächlichen Außenwelt?'' Ein berühmtes Gleichnis von Platon veranschaulicht diese Fragestellung:

Platon beschreibt in der Politeia einen Gefangen, der seit seiner frühsten Kindheit in einer Höhle angekettet ist. Er sitzt mit dem Rücken zum Eingang der Höhle, und es ist ihm nicht möglich den Kopf zu wenden. Er sieht auf der dem Eingang gegenüberliegenden Wand, die Schatten der Personen, die außerhalb der Höhle leben. Dies ist der einzige Eindruck, den er von der Welt außerhalb der Höhle erfährt.
Der Gefangene wird die Welt außerhalb der Höhle als eine Welt der Schatten erfahren. Er hat keine Möglichkeit, die Außenwelt so zu sehen wie sie ist. Sein ganzes Wissen über die Außenwelt basiert auf den Beobachtungen der Schatten.

In gewisser Hinsicht sind wir in der Rolle des Gefangenen. Wir können zwar mehr sehen als die Schatten der Gegenstände, aber auch wir sind in unserer Wahrnehmung eingeengt, denn wir können nicht die Gegenstände an sich erfahren. Wir sind auf das angewiesen, was unsere Sinnesorgane uns übermitteln.

Eine grundlegende Frage in diesem Zusammenhang ist, ob wir als Beobachter die Beobachtung aktiv beeinflussen, oder ob wir passiv wahrnehmen was außerhalb von uns ist. Heinz von Foerster formuliert die Frage so:

``Bin ich vom Universum getrennt, d.h. sehe ich wie durch ein Guckloch auf das vor mir sich entfaltende Universum?''
oder
``Bin ich ein Teil des Universums, d.h. wenn immer ich vom Universum spreche, spreche ich auch von mir? ''siehe

Dieser Fragestellung, wie die Realität, unsere Sinnesorgane und unser Eindruck von der Realität interagieren, werde ich in diesem Text ein wenig nachgehen. Ich unterscheide dabei die Begriffe Realität und Wirklichkeit, wobei Wirklichkeit unser Eindruck von der Realität ist.


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Fre Sep 22 22:39:25 CEST 2000